Andere Bezeichnungen für Drum Machine: "Drumcomputer" oder "EDM" (Electronic Drum Machine)
Eine Drum Machine ist ein elektronisches Musikinstrument, das Schlagzeug-Geräusche und Beat-Muster (sog. "Drum Patterns") erzeugt. Drum Machines können ein ganzes Schlagzeug (s. > Standardaufbau des Schlagzeugs) und Percussion-Instrumente (s. > Percussion) imitieren oder synthetisierte Töne (s. > Synthetische Drums), wie z.B. Handclaps, erzeugen.
Eine legendäre Drum Machine ist der Roland TR-808, der ab 1980 verkauft wurde. Er prägte die Musik und den Musikgeschmack über Jahrzehnte hinweg (Tanzmusik-Genres wie House, aber auch Hip-Hop und Pop-Musik, etc.). Heutzutage ist der TR-808 ein Kult- und Sammlerobjekt, für das bis zu CHF 9'000.- geboten wird, falls das Gerät noch funktioniert.

Bildquelle:
Wikimedia Commons - Brandon Daniel
derivative work: Roland_TR-808_(large).jpg
In BandLab kannst du übrigens den typischen, legendären Sound des Roland TR-808 mit seinen fetten Kicks wieder aufleben lassen, doch mehr dazu später.
Wir starten mit einer einfachen, aber sehr coolen Drum Machine in Form einer Web App. Gehe zu der Website und spiele damit herum. Versuche dabei, die Bedienelemente zu verstehen.
Das Funktionsprinzip ist das gleiche wie bei allen Drum Machines (egal ob Hardware oder Software). Das grosse Feld mit den Quadraten bezeichnet man als "Step-Sequenzer", dort wird der Beat zusammengebaut. Die verschiedenen Schlaginstrumente liegen auf Spuren (Tracks), mit Anklicken der Quadrate kannst du bestimmen, wie die zeitliche Abfolge (eben die "Steps") beim Abspielen der Instrumente sein soll.

Der Step-Sequenzer von drumbit
Die Berliner Firma "Ableton" stellt Musiksoftware her. Nebenbei publiziert sie auch hervorragende Tutorials, um interessierten Leuten den Einstieg in die digitale Musikproduktion zu erleichtern. Ein Tutorial, in dem es um Beatmaking geht, solltest du dir unbedingt anschauen:

Learning Music von Ableton - Beats machen
Straight outta Züri Oberland Ozan Yildirim macht Beats für die grössten amerikanischen Stars. Wer ist der 29-Jährige, der vor kurzem noch im Fust Waschmaschinen verkaufte und jetzt Rolls-Royce fährt?

Wie unverschämt unbekannt dieser Mann im Vergleich zu seinem Erfolg ist, zeigt die folgende Szene: Ozan Yildirim will mit seinen Jungs in einem Zürcher Club feiern, steht an - und wird abgewiesen. «Das kommt öfter vor», erzählt er vor der Corona-Pandemie im Podcast «Escapism» von SRF-Moderator Julian Thorner, «eigentlich fast immer.» Seine Freunde würden dann zum Türsteher sagen: «Weisst du, wer das ist? Ihr spielt seine Musik, und er darf nicht rein?»
Seine Musik - das ist etwa der Beat zu «Sicko Mode» von US-Rapper Travis Scott: 1,3 Milliarden Streams auf Spotify. Oder seine Melodie in «Toosie Slide» von Drake, dem derzeit wichtigsen Rapper. Dieser schreibt Ozan Yildirim jeweils: «I need a club Record. Something up-tempo», so hat er es dem Onlinemagazin «Complex» erzählt. Ozan Yildirim, der sich OZ nennt, geht dann in sein Studio, raucht Shisha und kreiert Beats. In Wald im Zürcher Oberland lebt der 29-Jährige mit seiner Frau und seiner Tochter. Er will nicht gross auffallen.
Wer ist OZ? Und wieso wollen so so viele Stars über seinen Beats rappen? Auf mehrere Interview-Anfragen dieser Zeitung hat Ozan Yildirim nicht reagiert. Sein Weg Weg lässt sich aber anhand von von Medienberichten, Gesprächen mit Wegbegleitern sowie seinem Auftritt in den sozialen Medien nachzeichnen.
Der Produzent selbst macht für seinen Erfolg vor allem einen verantwortlich: «God is great», schreibt er regelmässig auf Twitter. Und: «I was born for this shit.» Ozan Yildirims Grossvater ist aus der Türkei in die Schweiz eingewandert. «Verdammt, mein Opa kam mit zwei Koffern her, und sein Enkel wird ein scheiss Millionär», so beschreibt es OZ auf Twitter.
In Wattwil im Toggenburg wächst er auf. Dann zieht er mit seinen Eltern ins Tösstal und besucht die Sekundarschule in Fischenthal. «Ich musste mich schon am ersten Schultag prügeln, weil alle gegen Ausländer waren», sagt Yildirim dem Schweizer Hip-Hop-Magazin «Lyrics». Er hatte fast keine Freunde. Aber er hatte seine Beats.
Sandro Steck, sein damaliger Lehrer, sagt, die anderen Schüler und er hätten nie ganz verstanden, wie genau Ozan Yildirim seine Musik macht. Dieser habe stets begeistert davon erzählt. «Und er hat mir schon damals gesagt, dass er damit mal erfolgreich wird», sagt Steck. Seinen ehemaligen Schüler beschreibt er als «intelligentes Kerli mit einem schelmischen Lachen». Den Aufwand in der Schule habe Ozan Yildirim stets geschickt minimiert.
Alles andere als ein Minimalist war OZ hingegen in seinem Studio. besser gesagt in seinem Zimmer. Er mixte Songs seiner Lieblingsrapper - Eminem, Fifty Cents -, entdeckte dann die Software Fruity Loops und machte fortan eigene Melodien. Die Nachbarn reklamierten, weil es zu laut war. Die Eltern schlichteten.
Wahrend seiner Lehre im Fust in Hinwil verkaufte Yildirim tagsüber Waschmaschinen und Mikrowellen, in der Nacht verfolgte er seinen Traum: vom kleinen Dorf im Zürcher Oberland in die internationalen Charts zu kommen.
Eine E-Mail-Adresse hat Ozan Yildirim schliesslich zum Durchbruch verholfen. Er bot einem amerikanischen Produzenten 250 Franken für den Kontakt des bekannten Rappers Meek Mill an. An die Adresse sendete er dann seine Beats - und erhielt sechs Wochen später einen Anruf vom Manager des Rappers, der ihn fragte: «Wie viel willst du dafür?» Als OZ «1'000 Euro» sagte, lachte dieser und sagte: «Wir geben dir 3'000.»
Stars wie DJ Khaled, Shindy und Bushido wollten fortan ebenfalls über Ozan Yildirims Beats rappen. Yildirim arbeitete zu dieser Zeit weiterhin im Fust und kündigte erst, als es mit den Ferien nicht mehr aufging.
Der Rap-Superstar Drake liess ihn immer wieder nach Los Angeles einfliegen. «Yo, feel at home», sagte ihm dieser in seinem Studio. Sie assen zusammen Burger, spielten Playstation und hörten sich Beats an. (...)
In den USA traf er auch schon Jay-Z und Beyoncé. Dem SRF erzählte OZ, wie er einst auf einer Bank vor dem Studio von Nicki Minaj sass und von einem Typen angesprochen wurde, der sich als Bruno vorstellte. Es war Bruno Mars, doch das begriff Ozan Yildirim erst später. «Früher dachte ich, diese Stars sind Fabelwesen», sagte Yildirim im Kulturpodcast «Escapism».
In Los Angeles grüsst OZ von einem riesigen Werbeplakat. Millionen Menschen feiern seine Beats. Und doch kehrt Ozan Yildirim immer wieder nach Wald ins Zürcher Oberland zurück: eine Landi, Panoramasicht von Säntis bis Pilatus, Silvesterchlausen während der Fasnacht. Er wolle beweisen, dass er seine Musik auch von hier aus machen könne, sagt Yildirim immer wieder, «Somewhere in Switzerland in a small city», so erzählt er es den US-Medien.
(...)
Moritz Wey, der OZ für das «Lyrics»-Magazin getroffen hat, beschreibt ihn als «Internet-Kid». (...) Der Produzent sei ein sehr angenehmer, häuslicher und ruhiger Typ. Er suche Anerkennung in der Szene, aber nicht das Rampenlicht. OZ ist eben Produzent. Und nicht Rapper.
Die meiste Zeit arbeitet Ozan Yildirim zu Hause in seinem Studio, das liegt ihm. Er brauche nur ein Klavier, eine Maus, eine Shisha und einen Kohlenheizer, schreibt er auf Twitter. Noten lesen kann er nicht. Er lernte nie ein Instrument. Ob Akkorde harmonieren? «Darauf achte ich nicht», sagte Yildirim zu CH Media. «Wenn es geil klingt, dann mache ich es.»
Meistens scrollt OZ durch die Musik auf seinem Laptop, arrangiert sie um, legt Effekte drüber. Auch mit Samples eines von vor vierzig Jahren verstorbenen russischen Musikers, den er auf Youtube entdeckte, hat er schon gearbeitet. Doch was macht die Beats von OZ so erfolgreich? «Er tüpft den Vibe», sagt Al Hug, der auch Hip-Hop-Beats produziert. OZ erschaffe Melodien, die nicht nur den Rappern, sondern auch dem Publikum gut gefallen würden. «Seine Beats sind oft simpel, aber brutal effizient.»
Livio Carlin von SRFVirus sagt, was Ozan Yildirim ausmache, sei, dass er nicht den Zeitgeist kopiere. Er mache nicht nur jene Beats, die gerade angesagt seien, sondern gehe immer schon einen Schritt weiter. OZ könne einfangen, was später in den Clubs laufen werde. «Er hat einfach im Gespür, was ein Banger ist.»
Und was sagt Ozan Yildirim selbst? In Interviews erklärt er, dass er viele Genres beherrsche: Dancehall, Hip-Hop, R'n'B. Er versuche stets, die Rapper zu überraschen. «Man hat seinen Status im Game.»
Auf Instagram und Twitter dokumentiert Ozan Yildirim seinen Reichtum, den er sich mit harter Arbeit erkämpft hat, wie er sagt. Das scheint ihm wichtig. Im Sommer 2019 erzählte er im Podcast «Escapism» von seinen Traumautos. Es sei oft vorgekommen, dass er in der Garage kritisch beäugt worden sei, als er im Formular den Beruf «Musikproduzent» hingeschrieben habe. Als die Garagisten dann seine Steuererklärung gecheckt hätten, seien sie ganz lieb geworden.
Im vergangenen Mai deckte Ozan Yildirim in seiner Garage ein schwarzes Tuch auf und enthüllte einen Lamborghini auf Instagram. Im August holte er sich einen Rolls-Royce. Diesen Februar ist noch ein Mercedes-Jeep dazugekommen. Sein Erfolg lässt sich in Autos messen. Wird ein Song gestreamt, erhält er einen grossen Teil der Einnahmen. Fair, findet OZ. Denn wer hört sich schon gern einen Rap-Track ohne Beat an?
«Don't judge my money», schreibt er auf Twitter. «Darf ein junger Mann kein Geld mehr verdienen?» Er sei im Studiokeller ohne Heizung eingeschlafen und im Studio von Kanye West in Los Angeles aufgewacht. Früher hatte er zu wenig Geld für eine Playstation. Heute hat er so viele Spiele, dass einige davon noch in einer dünnen Plastikfolie warten. «Ich kriege Hühnerhaut, wenn ich denke, was mir Gott über die letzten Jahre gegeben hat» schreibt Ozan Yildirim auf Twitter.
Wenn wieder mal ein Rapper einen seiner Beats auswählt, feiert er das mit seiner Frau und seiner Tochter in Wald. Oder er trifft sich mit seinen Freunden. Sie spielen Shooter-Games und rauchen Shisha, ersetzen dafür auch mal das Wasser durch Espresso, damit sich der Rauch anders anfühlt. Und manchmal gehen sie auch in einen Club, wo Ozan Yildirim sehen kann, wie das Publikum seine Beats feiert. Wenn sie denn reinkommen.
Tim Wirth
Quelle: Tages-Anzeiger 24.03.2021
OZ: Die grösste Schweizer Grammy-Hoffnung ist ein Rap-Produzent
Sendung auf SRF DRS in der Reihe «Black Music Special», 10.05.2019